Unbezahlbares Wohnen auf Mallorca? Ach was!

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Das Luxusbebauungsprojekt mit 57 Wohnungen in Es Jonquet, Palma, wirft wichtige Fragen zur Stadtentwicklung, zum sozialen Gefüge und zum Umgang mit historischem Erbe auf.

Die geplanten Luxusapartments, deren Preise bis zu 9,5 Millionen Euro reichen, berühren verschiedene Aspekte des Lebens in der Stadt und ihrer Umgebung. Es geht um mehr als nur um exklusive Wohnungen; es geht um die Zukunft von Es Jonquet, Santa Catalina und Palma selbst.

Die zentrale Frage lautet: Wem gehört Palma? Den alteingesessenen Bewohnern, den finanzkräftigen Investoren oder der reichen Geschichte der Stadt? Das Projekt am Paseo Marítimo, das Apartments mit Terrassen, Gemeinschaftsbereichen und privaten Dienstleistungen vorsieht, stellt eine neue Herausforderung für die Stadt dar.

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Gustav Knudsen | Das Ziel

Der bereits erfolgte Verkauf eines Viertels der Einheiten deutet auf ein großes Interesse hin, doch die hohen Preise werfen Fragen nach der sozialen Gerechtigkeit auf. Die Entdeckung eines Tunnelsystems aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs hat dem Projekt eine weitere Dimension hinzugefügt. Die Denkmalpflege schätzt den Fund als historisch bedeutsam ein, und die Integration des Bunkerkomplexes in das Bauvorhaben wurde genehmigt.

Dies wirft jedoch die Frage auf, wie ein solches fragiles Relikt unter einer Luxusresidenz mit allen Annehmlichkeiten erhalten werden kann. Kritiker bemängeln, dass das Projekt mehrere Konfliktlinien vereint. Die hohen Preise verändern das Gesicht der Nachbarschaft und gefährden die Mischung aus traditionellen Geschäften und neuen Boutiquen. Die Frage, wie das Tunnelsystem konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, ist noch nicht ausreichend beantwortet. Auch die Verkehrs- und Parkproblematik wird durch die zusätzlichen 117 Stellplätze verschärft. Es besteht die Gefahr, dass die Innenstadt, die bereits unter begrenzten Zufahrten leidet, weiter belastet wird.

Bisher fehlt es an konkreten Zusagen zur Erhaltung und öffentlichen Zugänglichkeit des Tunnelsystems. Es gibt zwar Aussagen zur Dokumentation, aber keine klaren Pläne, wie die Menschen in Palma dieses Erbe erleben können. Ebenso wenig wird offen diskutiert, wie sich die Preispolitik solcher Projekte langfristig auf den lokalen Wohnungsmarkt auswirkt.

Die hohen Preise könnten ein falsches Signal an junge Familien, Handwerksbetriebe und Beschäftigte in Gastronomie und Pflege senden. Palmas Innenstadt ist mehr als nur eine Kulisse für Exklusivkäufer; sie ist ein Arbeits- und Lebensraum für viele Menschen. Um eine ausgewogene Entwicklung zu gewährleisten, sind konkrete Lösungsansätze erforderlich. Die Stadtverwaltung, die Entwickler und die Nachbarschaft sollten gemeinsam nach Wegen suchen, um die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen.

Ein öffentlich zugängliches Besucherprogramm für den Tunnelkomplex mit einer begleitenden Informationsausstellung könnte Geschichte erlebbar machen und verhindern, dass sie unter Luxusbeton verschwindet. Eine verbindliche Quote für preisgünstigen Wohnraum oder eine Mietpreisbremse im Umfeld von Großprojekten könnte dazu beitragen, die sozialen Auswirkungen der Bebauung zu mildern.

Ein stadtplanerischer Vertrag zur Verkehrssteuerung könnte mehr Platz für Fußgänger schaffen, Lieferzeiten regeln und Anreize für Bewohner ohne Zweitwagen schaffen. Transparenzpflichten bei Verkauf und Vermarktung könnten die Kommune in die Lage versetzen, Entwicklungen besser einzuordnen und die Käuferherkünfte und Nutzungskonzepte offenzulegen. Nur durch einen offenen Dialog und eine gemeinsame Anstrengung kann sichergestellt werden, dass Palma eine lebenswerte Stadt für alle bleibt.

Quelle: Agenturen