Wassertemperatur im Mittelmeer vor Mallorca extrem hoch

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Die Wassertemperatur im Mittelmeer ist diese Woche an einigen Stellen auf über 31 Grad gestiegen. Zwei spanische Messbojen haben außergewöhnlich hohe Werte registriert. Diese deuten auf eine neue und heftige Hitzewelle im Meer hin. Experten zufolge könnte sich die Lage in den kommenden Tagen weiter verschlechtern.

Zum ersten Mal ist nun auch der westliche Teil des Mittelmeers von tropischen Wassertemperaturen betroffen. Zuvor war vor allem der östliche Teil mit erhöhten Wassertemperaturen zu kämpfen. Durch das anhaltende Hochdruckgebiet über Südeuropa bleibt ein kühlender Nordwind, wie beispielsweise die Tramontana, aus. Dadurch erwärmt sich das Meerwasser schnell.

Die Boje von Mahón, östlich von Menorca, zeigte am 13. August eine Temperatur von 31,24 Grad Celsius in drei Metern Tiefe an. Das sind nur sieben Zehntel Grad unter dem spanischen Rekord. Ebenfalls am 13. August registrierte die Boje bei Dragonera, westlich von Mallorca, eine Temperatur von 30,8 Grad.

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Das CEAM (Zentrum für Mittelmeer-Umweltstudien) meldet, dass fast das gesamte Mittelmeer derzeit außergewöhnlich warm ist. Vor allem im Golf von Lion und an der Costa Brava liegen die Wassertemperaturen 3 bis 4 Grad über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit. Auch das Meer um die Balearen und das Alborán-Meer (zwischen Südspanien und Marokko) weisen Abweichungen von +2 bis +3 Grad auf. Das ist bemerkenswert, denn Ende Juli sorgte die Tramontana noch für eine vorübergehende Abkühlung des Meerwassers.

Durch den Mangel an Wind, anhaltenden Sonnenschein und hohe Lufttemperaturen kühlt das Wasser kaum ab. Dies hat Folgen für das marine Ökosystem, das empfindlich auf lang anhaltende Erwärmung reagiert. Darüber hinaus kann die gespeicherte Wärme im Herbst, sobald sich die atmosphärischen Bedingungen ändern, zu schweren Stürmen und heftigen Regenfällen führen, den sogenannten DANA-Stürmen und „Kaltlufttropfen”.

Nach dem europäischen Wettermodell wird die Hitzewelle noch mindestens eine Woche anhalten, was die Meerestemperaturen weiter in die Höhe treiben wird. Vor allem entlang der Südküste Frankreichs sind Abweichungen von mehr als 4 Grad möglich. Erst im September erwarten Meteorologen eine gewisse Abkühlung, auch dank der üblichen Gewitter im Spätsommer.

Die Boje bei Valencia ist derzeit außer Betrieb, aber vermutlich liegt die Temperatur dort zwischen 27 und 28 Grad.

Es besteht die Möglichkeit, dass das warme Meerwasser im Herbst zusätzliche Energie für Sturmsysteme liefert. Ob dies tatsächlich geschieht, hängt von der atmosphärischen Dynamik in den kommenden Monaten ab. Wissenschaftler beobachten die Situation genau.

Das Mittelmeer ist ein halb geschlossenes Becken mit geringem Wasseraustausch. Das bedeutet, dass das Wasser empfindlicher auf Erwärmung reagiert als in anderen Gebieten. Der Verlust der marinen Biodiversität ist eine der ersten Folgen des Anstiegs der Meeresoberflächentemperatur. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser und es wird für viele Arten unbewohnbar. Außerdem begünstigt dies die Ausbreitung invasiver Arten. Diese Veränderungen können wiederum zu einem Rückgang der Fischbestände führen. Das hat Folgen für die Ernährungssicherheit in verschiedenen Teilen der Welt.

Darüber hinaus erinnern Forscher daran, dass die Ozeane etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme absorbieren, die seit Beginn des Industriezeitalters durch menschliche Aktivitäten erzeugt wurde. Wärmeres Wasser kann jedoch weniger Kohlendioxid (CO2) aufnehmen. Dies trägt wiederum zur Beschleunigung des Klimawandels bei.

Mit Wassertemperaturen im Mittelmeer, die derzeit entlang der Küsten Spaniens, Frankreichs und Italiens bis zu 3 Grad über dem Normalwert liegen, scheint das Mittelmeer ein wichtiger Indikator für den beschleunigten Klimawandel zu sein.

Quelle: Agenturen