Wer an einem Sommermorgen in Palma unterwegs ist, erlebt es fast schon als tägliches Ritual: lange Schlangen, dichte Kolonnen und viele genervte Gesichter hinter dem Steuer.
Der dichte Verkehr auf den Zufahrtsstraßen und in der Altstadt gehört zum festen Bild der Inselhauptstadt. Der Parkdruck steigt bereits seit Jahren – nicht nur durch die Touristen, sondern auch durch die wachsende Zahl der Pendler:innen aus dem Umland. Schon heute ist in den innerstädtischen Zonen kaum ein Stellplatz zu finden. Selbst viele Anwohner weichen inzwischen auf kostenpflichtige Parkhäuser aus.
Palma hat auf diese Entwicklung nun jedoch reagiert und begonnen, das Thema Mobilität neu zu ordnen. Die Stadt möchte die Verkehrsströme in Zukunft gezielter zu lenken und die Innenstadt dadurch schrittweise entlasten. Dafür setzt sie unter anderem auf digitale Systeme und eine engere Zusammenarbeit mit privaten Betreibern.
Digitale Helfer gegen das Parkplatzchaos
Ein wichtiger Schritt besteht bei diesem Thema in dem sogenannten Parking Guidance System. Dieses wurde ursprünglich im Rahmen des EU-Projekts „Civitas“ eingeführt und gehört zu den ersten Smart-Parking-Lösungen im Mittelmeerraum. An mehr als 20 Zufahrtsstraßen zeigen elektronische Tafeln an, wo noch freie Plätze verfügbar sind. Das System verknüpft kommunale Garagen mit privaten Anbietern und reduziert so den innerstädtischen Suchverkehr spürbar.
Auch im Bereich der Kurzzeitparkzonen – den sogenannten „blauen Zonen“ – wird digital nachgerüstet. Über die App „Aparcar“ lassen sich die Parkzeiten beispielsweise per Smartphone starten und verlängern. Die Nutzer:innen erhalten Benachrichtigungen, wenn ihre Parkdauer endet, sodass das Risiko für Bußgelder sinkt. Für die Stadt bedeutet das zugleich präzisere Daten über Auslastung und Parkdauer. Diese Form der Verkehrssteuerung zählt inzwischen zu den Kerninstrumenten einer modernen städtischen Mobilitätsplanung.
Daneben bieten auch andere Portale umfassende Orientierung über das Parken in Palma. Auf einer interaktiven Karte werden zum Beispiel sämtliche Parkhäuser, Gebühren und die Entfernungen zu den Sehenswürdigkeiten angezeigt. Besonders Reisende, die sich nicht in der Stadt auskennen, können damit viel wertvolle Zeit und Nerven sparen.
Die Brennpunkte entlang des Paseo Marítimo
Am deutlichsten wird das Parkplatzproblem am Paseo Marítimo sichtbar. Während der Sanierung der Uferpromenade fielen zahlreiche Parkstände weg. Seitdem klagen zahlreiche Gastronomiebetriebe über geringere Besucherzahlen.
Auch nach Abschluss der Bauarbeiten bleibt die Parksituation in diesem Bereich angespannt, da Teile des Boulevards in eine großzügige Fußgängerzone umgewandelt wurden. Diese Umgestaltung folgt dem europäischen Trend, innerstädtische Flächen stärker für Aufenthalt und Begegnung zu öffnen.
Ein weiteres Nadelöhr liegt im Bereich der Altstadt rund um die Kathedrale. Hier sind die Stellplätze so rar, dass selbst Anwohnerparkausweise keinen sicheren Platz garantieren. Das Parkhaus „Parc de la Mar“ am Fuße der Kathedrale zählt deshalb zu den meistgenutzten Anlagen Palmas. Die Tarife gelten als moderat, der Standort als günstig. Dennoch ist auch dieses zu den Stoßzeiten regelmäßig ausgelastet.
Um die Innenstadt zu entlasten, entstehen an den Stadträndern jedoch neue Park-&-Ride-Flächen. Drei größere Anlagen sind in Abstimmung mit dem Hafenbetreiber Autoridad Portuaria de Baleares geplant. Zusammen sollen sie Platz für über tausend Fahrzeuge schaffen und zudem direkt an Buslinien der EMT angeschlossen werden.
Mobilität in Palma ist im Wandel
Die Stadt Palma verfolgt eine langfristige Strategie, welche die klassische Infrastruktur mit neuen Mobilitätsformen verknüpfen soll. Dazu gehören unter anderem Car-Sharing-Zonen, Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und ein verbessertes Fahrradwegenetz. So soll die Abhängigkeit vom eigenen Auto verringert werden, ohne dabei den Alltag von Berufstätigen oder Familien zu erschweren.
Eine Untersuchung des spanischen Verkehrsministeriums zeigt, dass der Parkplatz-Suchverkehr im urbanen Raum bis zu 30 Prozent des innerstädtischen Autoverkehrs ausmacht. Diese Zahl verdeutlicht, warum intelligente Parksysteme einen messbaren Beitrag zur Entlastung leisten.
Noch sind nicht alle Vorhaben umgesetzt, und gerade während der Hauptsaison stoßen selbst die modernen Systeme an ihre Grenzen. Doch der richtige Weg ist eingeschlagen: weniger Kreisverkehr durch Suchfahrten, eine bessere Übersicht und mehr digitale Steuerung.