Das Dörfchen Sóller im Tramuntana-Gebirge ist nicht nur bekannt durch im Museum „Can Prunera“ ausgestellte Werke von Munch, Miró und Magritte. Sóller ist in aller Munde und bringt ebenso wie die Künstler auf der ganzen Insel Mallorca Farbe ins Spiel, wenn es um die roten Gambas geht. Ein delikates und für meinen Gaumen ein fast surrealistisches Essen, das Mirós Bild „Der singende Fisch“ wahrlich Ehre macht. Rote Gambas haben ihr Hauptvorkommen gerade in den Breitengraden vor Sóller und sind nicht einfach nur Gambas“, sondern rote Gambas.
In der Zeit vor Weihnachten schnellen die Kilopreise für den Kaiser aller Garnelen wahrlich in die Höhe, aber die Einheimischen schätzen „la gamba roja“ über alles und zögern nicht, für den Genuss dieser Meeres-Granate mal tiefer in die Tasche zu greifen. Palmas „Mercado Olivar“ ist ein wahres Eldorado für Liebhaber alles Meergetiers und die Fischtheken ziehen Hobbyfotografen und Hobbyköche an wie ein Magnet.
Frische: Das ist bei Fisch und Krustentieren Ehrensache. Fragt ruhig, ob ihr mal kurz „anfassen“ dürft. Der Körper der roten Gamba sollte beim Drucktest elastisch, aber auch fest sein und die Farbe des „Panzers“ kräftig rot. Liegen die dekorativen Meerestiere, die sich hauptsächlich von Plankton ernähren, auf Eis, dann lasst die Finger davon. Eine rote Gamba wird nicht kalt gebettet, denn das Eis schadet dem Aroma. Vor allem dem im Kopf, sagen die Mallorquiner.
Gut, die Einheimischen unserer Sonneninsel sind gute Verwerter bei fast allem, was Tiere so an sich haben. Unsere Nachbarn schwören darauf, dass der Kopf das schmackhafteste Teil der gamba roja ist, der ohne Sorge mitgegessen werden kann. Wird er abgedreht wie der Schwanz und nicht mitgegessen, ist er keinesfalls Abfall oder gut genug für Nachbars Katze. Nein, das Vorne und Hinten des Meeresbewohner wird ausgekocht und dünstet zu einer wundervollen Brühe (caldo) vor sich hin, die wiederum beste Zutat für eine Paella ist, von der wird später einmal reden werden.
Bei den vielen Körperteilen reden wir noch kurz über die Zubereitung. Und die ist kurz und knapp. Etwas Olivenöl in die Pfanne, die roteGamba salzen, kurz braten, dabei wenden, Brot dazu. Mehr braucht es nicht. Für „die singende Gamba“ empfiehlt sich als zwingend notwendige Beilage ein guter trockener Weißwein…
Autor & Fotos:
Andrea Hunkemöller
Andrea Hunkemöller, Jahrgang 1961, ist leidenschaftliche „3 Sterne Köchin“. Sie lebt seit 2008 in Manacor (Mallorca).
Ihr journalistischer Werdegang begann 1984 mit einem Praktikum bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund, gefolgt von ihrer Tätigkeit als „freie Journalistin“ bis 2008. Von 2006 bis 2008 war Andrea Hunkemöller zugleich Herausgeberin eines eigenen Magazin.
Seit 2008 arbeitet sie nun auf Mallorca als freie Journalistin und ist ebenfalls Inhaberin des „Huba-Fincaservice“ in Manacor.